Die Kirchweihe

Die Kirchweihe fand am Sonntag statt, der dem 15. September am nächsten lag. In einer quirligen Stimmung konnten alle Dorfbewohner, große wie kleine, es kaum abwarten, dass das Fest anfängt. Die Feierlichkeit fing unter Anwesenheit aller Dorfbewohner mit einem Gottesdienst an. Am Vortag waren die Stände zum Dosenwerfen, Schießen und zum Kauf von Süßigkeiten, wie Nougat oder bunte Zuckerstangen, entlang der Hauptstraße aufgebaut und eingerichtet worden. Die Hauptattraktion bildeten die Schaukeln. Dabei wurde beim Schieben sehr viel Ehrgeiz entwickelt. Es ging nur noch darum, dem Schaukelnden am meisten Schwung zu geben.

Zu diesem Fest war die gesamte Verwandtschaft eingeladen: Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen. Und es wurde sich kulinarisch mächtig ins Zeug gelegt!

Während der Mittagsmahlzeit mit der ganzen Familie an einem schön gedeckten Tisch gab es die Spezialität „Tourte Lorraine“. Dazu wurde der berühmte Wein von Vandoeuvre mit Genuss getrunken.

Zum Schluss gab es die vom Bäcker angefertigten Mirabellentorten und den traditionellen  „Eischnee“ (geschlagenes Eiereiweiss) mit den von den Müttern gebackenen Hefekuchen.

Es wurden Lieder im Chor gesungen, die dank der Leierkastenmänner und Straßenkünstler allen bekannt waren.

Die Kinder verließen als Erste den Tisch und eilten zu den verschiedenen Attraktionen hin. Später nach einem letzten Schnäpschen kamen die Erwachsenen noch dazu.

Der Ball, als Höhepunkt des Festes, fand am Abend statt. Die jungen Leute aus dem Bekanntenkreis der Eltern, die dorthin aus den benachbarten Gemeinden wollten, holten die Mädchen zu Hause ab. Sie wurden von den Eltern zum Essen eingeladen. Traditionsgemäß bekamen sie oft ein gutes Stück Hühnerschenkel, weil sie eine lange Strecke zu Fuß zurückgelegt hatten. Eine Vertrauensperson, die oft eine der Mütter war, begleitete die kleine Gruppe in den Ballsaal. Dieser befand sich hinter einem Kaufladen am Ende eines langen dunklen Flurs.

Gegen drei Uhr früh war Ballschluss und die jungen Leute trennten sich. Das Fest war aber noch nicht zu Ende. Am nächsten Nachmittag kamen sie alle wieder und tanzten Polka, Mazurka, Quadrille und Farandole bis zum Abend. Nach dem Krieg gerieten diese Tänze in Vergessenheit.