Das Leben

Durch die katholischen Feierlichkeiten war das ganze Jahr strukturiert. Es haben nicht alle Leute die katholische Religion ausgeübt, doch es liegen keine Erkenntnisse vor, dass es andere Religionen, wie Judentum oder Protestantismus, in Vandoeuvre im Jahr 1914 gab. Diese Feierlichkeiten (Weihnachten, Ostern, Firmung und natürlich auch Hochzeiten der Kinder, Kirchweihe) waren Anlass für die Familien, sich um einen schön gedeckten Tisch zu versammeln und die Monotonie des Alltags zu unterbrechen. Der Nationalfeiertag am 14. Juli, ein nicht religiöses Fest, weil seit 1906 die Kirche und der Staat in Frankreich streng getrennt sind, war ebenfalls eine Gelegenheit lustige Ereignisse zu erleben.

Das Leben der Dorfbewohner hatte auch einen Rhythmus durch die Jahreszeiten. Es gab eine Pause im Winter, zu der alle mehr zu Hause blieben. Da zu jener Zeit die Winter schneereich waren, war die Mobilität eingeschränkt. Die Kinder freuten sich aber sehr über den Schnee. Im Sommer nach den Feld- und Gartenarbeiten verbrachten die Dorfbewohner viel Zeit draußen, auf einer Bank oder einem Stuhl sitzend mit den Nachbarn. Das lothringisches Wort dafür war „couarail“. Die Frauen strickten oder stickten, die Männer erzählten Geschichte und die Kinder spielten.

Auch wenn nicht alle Leute sich gut verstanden haben und die Entfernung mancher Viertel vom Dorfzentrum groß war, gab es im Allgemeinen einen richtigen Zusammenhalt unten den Dorfbewohnern.

Es war also eine ganz normale Gemeinde mit einer fast autarken Lebensform, wie viele andere im ländlichen Frankreich. Angekündigt mit dem Läuten der Notglocke und durch den zuständigen Feldhüter wird sie im August 1914 in den Krieg gestürzt. Als sie den Trommelwirbel hörten, versammelten sich die Dorfbewohner. Dann erfuhren sie vom Feldhüter, dass Frankreich in den Krieg zieht und der Befehl zur Mobilmachung gegeben wurde.