Das Leben im "Noir de Fumée (die Gasrußfabrik)"

Der berühmteste Arbeitgeber war die Fabrik „Noir de Fumée“ (die Gasrußfabrik) mitten in der Gemeinde Vandoeuvre. Heutzutage befinden sich an diesem Ort ein Einkaufszentrum und das höhe Bürogebäude „Les Nations“. Die Fabrik wurde im Jahr 1889 von der Familie Crocquetaine gegründet; seit dem Jahr 1955 stand die Fabrik leer. Im Jahr 1968 brannte sie, und das Löschen dauerte drei Tage. Zur Mittagszeit war es stockdunkel!

Vollgummireifen für die ersten motorisierten Autos, Laufbahnen für die Schlauchreifen! Die Firmen Dunlop und Hutchinson zählten zu den Kunden der Fabrik, deren Rauchwolke von weiten zu sehen war und überall eindrang, in die Häuser, die Wäsche, die Lebensmittel, die menschlichen Körper…Nur wenige Arbeiter erreichten das Rentenalter! Nase, Hals, Lungen, Magen, alle Organe waren sehr schnell aufgrund der Giftigkeit der Stoffe angegriffen, die sie von den erkalteten Ofenmauerung (Länge von 50 m) abkratzen mussten. Diese Stoffe enthielten Chemikalien, wie z. B. Naphthalin, und wurden im Ofen bis zu mehreren Hunderten Grad erhitzt. Die Arbeiter begann ihre Arbeit dort ab einem Alter von 12 bis 13 Jahren, wie ihre Väter. Diese Arbeit bedeutete soviel wie eine Religion. Das Gehalt war gut und die Angehörigen wurden vom Chef versorgt (kostenlose medizinische Versorgung, Ferienlager für die Kinder, Gutscheine für Kartoffeln und Kohlen, Beistand für die Familien im Fall des Todes eines Arbeiters). Ein ganzer Viertel wuchs um die Fabrik herum. Mit Reststoffen wurden die Arbeiterhäuser gebaut. Der Boden bestand aus gestampfter Erde, und die Wände aus Blech. Bei einer Geburt wuchs das Haus mit. Nur die Poliere konnten sich richtige Häuser leisten. In einem so verschmutzten Viertel war es auch nicht leise. Es war immer laut. Früh morgens wurden die Schießstände von den Regimenten besetzt. Das Gebläse der Öfen und die Sirene der Fabrik („Gueulard“), die tags- und nachtsüber läutete, gaben dem Leben sein Rhythmus. Beim Ertönen der Sirene trafen sich zwei Strömungen von Arbeitern. Die einen, erschöpft, trugen immer noch trotz Dusche Schmutzspuren. Sie benutzten keinen Lappen um sich zu waschen, aber harte Bürsten, um den schwarzen Staub aus den Poren und den kleinsten Verletzungen - wie kleine Tätowierungen - zu entfernen. Bevor sie in den Ofen hereingingen, schmierten sie sich Öl um die Augen, um die Bildung von Wunden bei der Reinigung zu vermeiden. Die Anderen in ihren Blaumännern, die trotzt wiederholter Wäsche im Waschhaus steif vor Ruß waren, gingen um acht Uhr in die Unterwelt…oft nachdem sie die ganze Nacht heftig gehustet hatten. Aber die Fabrik musste immer weiter laufen. Wenn die Arbeiter der folgenden Schicht noch nicht anwesend waren, fuhren sie mit einer weiteren Schicht der Arbeit fort: kratzen, schippen das klebrige Zeug in die Jutesäcke. Man kann es mit dem Toner unserer heutigen Drucker vergleichen.

Der Viertel sah nicht besonders ländlich aus, obwohl er von Gärten, Wiesen und einem großen Anwesen, dem vom Schloss Charmois umgeben war. Alles, was die Hausfrauen züchteten, musste ein Paar Mal geputzt werden, um vom Ruß befreit zu werden. Die Wäsche vergaß sehr schnell, dass sie mal weiss gewesen war. Ganz schlimm war es, die Wäsche bei Regen oder Gewitter draußen zu vergessen. Der kleinste Wassertropf und das weisse Laken war dunkel befleckt. 

Es gab zwei Esslokale mit eine Terrasse für die schönen Tage. Der Wind musste aber günstig sein, sonst sahen die Butternudeln so aus, als wenn sie mit einer Sauce aus der Tinte vom Tintenfisch - noch nicht bekannt zu dieser Zeit - serviert wurden. 

Die Fabrik von Vandoeuvre nahm an den Bemühungen des Krieges teil, auf jedem Fall bezüglich der Reifen aus Dunlop oder Hutchinson für die Taxis aus der Marne… Die Kinder und die Arbeiter, die nicht mobilisiert waren, nahmen den Platz ihrer Söhne, Brüder, Cousins an, die für die Front in eine andere Hölle gegangen waren.

Nach den zweiten Weltkrieg hat die Fabrik ihre Aktivitäten ausgeweitet und belieferte die Farbenfabrik Ripolin und Druckereien, aber auch die chemische Industrie und medizinische Labore.

Der Brand, der im Jahr 1968 in den leeren Fabrikgebäuden wütete, war in 30 Kilometern Entfernung immer noch zu sehen, und der Wind trug die Asche der Fabrik bis auf die Vogesenbelchen.