Feiern im Dorf

Die Dorffeste

Zusätzlich zu den religiösen Festen, die den Jahresablauf strukturierten, gab es zu dieser Zeit zwei Ereignisse, auf die die Dorfbewohner sich am meisten freuten: der Nationalfeiertag am 14. Juli und die Kirchweihe Mitte September.

Am Abend des 13. Juli gab es zur Freude der vielen Zuschauer aus der Gemeinde ein Feuerwerk, das vom Hauptmann der Feuerwehr vorbereitet wurde. Das Spektakel fand in der Dämmerung vom Balkon des Rathauses aus statt.

Am nächsten Tag, dem 14. Juli, rauschte das Fest in vollem Gange auf dem Marktplatz weiter. Versammelt um einen Klettermast mit von der Spitze herunterhängenden Lebensmitteln versuchten die jungen Leute unter dem Jubel der Dorfbewohner diese zu fangen. Das Sackhüpfen war die zweite große Attraktion des Festes. Das nicht zu vermeidende  häufige Hinfallen der Teilnehmer löste bei vielen das Lachen aus. Das letzte Spiel bestand darin, mit verbundenen Augen Geldmünzen mit den Zähnen abzureißen.

Der Tag endete mit einem Ball, der die ganze Nacht andauerte und in einer aufgeheiterten Stimmung verbracht wurde. Mitunter tranken manche Männer zu viel, und die Gemüter erhitzten sich dabei sehr. Dann kam es zu Rangeleien auf der Straße. Hinterher kehrten die Männer zurück, um in aller Ruhe weiter zu trinken, als wenn nichts passiert wäre.

Die Kirchweihe

Die Kirchweihe fand am Sonntag statt, der dem 15. September am nächsten lag. In einer quirligen Stimmung konnten alle Dorfbewohner, große wie kleine, es kaum abwarten, dass das Fest anfängt. Die Feierlichkeit fing unter Anwesenheit aller Dorfbewohner mit einem Gottesdienst an. Am Vortag waren die Stände zum Dosenwerfen, Schießen und zum Kauf von Süßigkeiten, wie Nougat oder bunte Zuckerstangen, entlang der Hauptstraße aufgebaut und eingerichtet worden. Die Hauptattraktion bildeten die Schaukeln. Dabei wurde beim Schieben sehr viel Ehrgeiz entwickelt. Es ging nur noch darum, dem Schaukelnden am meisten Schwung zu geben.

Zu diesem Fest war die gesamte Verwandtschaft eingeladen: Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen. Und es wurde sich kulinarisch mächtig ins Zeug gelegt!

Während der Mittagsmahlzeit mit der ganzen Familie an einem schön gedeckten Tisch gab es die Spezialität „Tourte Lorraine“. Dazu wurde der berühmte Wein von Vandoeuvre mit Genuss getrunken.

Zum Schluss gab es die vom Bäcker angefertigten Mirabellentorten und den traditionellen  „Eischnee“ (geschlagenes Eiereiweiss) mit den von den Müttern gebackenen Hefekuchen.

Es wurden Lieder im Chor gesungen, die dank der Leierkastenmänner und Straßenkünstler allen bekannt waren.

Die Kinder verließen als Erste den Tisch und eilten zu den verschiedenen Attraktionen hin. Später nach einem letzten Schnäpschen kamen die Erwachsenen noch dazu.

Der Ball, als Höhepunkt des Festes, fand am Abend statt. Die jungen Leute aus dem Bekanntenkreis der Eltern, die dorthin aus den benachbarten Gemeinden wollten, holten die Mädchen zu Hause ab. Sie wurden von den Eltern zum Essen eingeladen. Traditionsgemäß bekamen sie oft ein gutes Stück Hühnerschenkel, weil sie eine lange Strecke zu Fuß zurückgelegt hatten. Eine Vertrauensperson, die oft eine der Mütter war, begleitete die kleine Gruppe in den Ballsaal. Dieser befand sich hinter einem Kaufladen am Ende eines langen dunklen Flurs.

Gegen drei Uhr früh war Ballschluss und die jungen Leute trennten sich. Das Fest war aber noch nicht zu Ende. Am nächsten Nachmittag kamen sie alle wieder und tanzten Polka, Mazurka, Quadrille und Farandole bis zum Abend. Nach dem Krieg gerieten diese Tänze in Vergessenheit.