Kriegsanleihen zeichnen? Lina Ohle und eine patriotische Frage

Der moralische und äußere Druck, Kriegsanleihen zu zeichnen war auf die damaligen Menschen sicherlich gross. Auch in der Lemgoer Fotografenfamilie Ohle sind die Anleihen ein Thema. Lina Ohle schreibt ihrem an der Westfront eingesetzten Mann am 4. März 1916  "[ ... ] Wie ist es mit der Kriegsanleihe? Ich muß doch wohl noch zeichnen, das ist doch nicht mehr wie recht. das wir dadurch unserm Vaterlande dienen. Wie furchtbar schwer müssen im Westen doch die Kämpfe sein. Gott der Herr sei mit uns. Er helfe mit streiten u. gebe uns bald den Frieden". Drei Tage später (7. März 1916) greift sie die Frage erneut auf, wohl auch deshalb weil sich ihr Mann bereits skeptisch zu ihrem Ansinnen geäußert haben mag. "[ ... ] Soll ich wirklich keine Kriegsanleihe mehr zeichnen? Wir können doch unser Geld wirklich nirgends besser unterbringen. Und sollten wir wirklich verlieren was wir ja doch nicht hoffen. dann sind wir unser Geld auch sowie so los was in den Kassen steht. Vielleicht zeichnen wir noch 3 Was meinst du? Der liebe Gott giebt uns doch wohl bald den ersehnten Frieden [ ... ] Schreib doch wegen der Kriegsanleihe. Multer kann auch noch 3000 zeichnen. Krull will ihr das Geld auszahlen der Rest bleibt dann noch stehen. Es ist doch unsere heilige Pflicht dass wir dadurch unsere Feinde auch schlagen [ ... ]". Die Hoffnung auf einen Sieg scheint zumindest bei Fritz Ohle nicht mehr so unerschütterlich zu sein, dass er unbedenklich Kriegsanleihen kaufen lässt.