Volksschullehrer Krumsiek erinnert sich...

Der Wiembecker Volksschullehrer liefert in seiner Schulchronik des Ersten Weltkrieges eine nachträgliche, anschauliche Zusammenfassung der damaligen Versorgungslage:

„Das Land mußte sich selbst ernähren, der eiserne Ring, den die Feinde um uns geschaffen hatten, ließ vom Auslande keine Lebensmittel mehr zu uns kommen. Die Ernte war gering ausgefallen. Da wurden auch den Selbstversorgern, d. h. denjenigen, die für den eigenen Bedarf genug Getreide selbst gerettet hatten, nur 7 1/2 , später nur 6 ½ kg pro Person im Monat gelassen (siehe Anhang), also nicht einmal ½ Pfund Brot am Tage. Die „Versorgungsberechtigten bekamen schon seit 1915 nur noch Mehl auf Brotmarken, natürlich weniger als die „Selbstversorger“. Ersatzmittel, durch deren Mehl man das Brot hätte „strecken“ können, waren nicht zu kaufen. Alles war beschlagnahmt. Alles Kaufen und Verkaufen ohne Marken wurde streng bestraft. Man konnte weder Bohnen noch Hafer, weder Zucker noch Kartoffeln, weder Nähgarn noch dergleichen ohne Marken bekommen. Das Schlimmste aber war, daß die Kartoffelernte mißraten war. Da zog bei vielen, vielen Familien  der Hunger ein, besonders in den Städten. Das war der traurigste Winter, den Deutschland seit vielen Jahrzehnten durchgemacht hatte. Da lernte man erst den Wert des täglichen Brotes recht verstehen und die 4. Bitte recht begreifen. Es war ein großes Glück, daß die Steckrüben gut geraten waren, sie bildeten nun das tägliche Gericht. Die „Steckrübengerichte“ im Anhang sollen erinnern an den traurigen „Steckrübenwinter“ 1916/17."