Welche Aufgaben übernahmen die örtlichen Vereine in Lemgo während des Krieges?
1866 wurde der Vaterländische Frauenverein durch die preußische Königin Augusta gegründet. In der Folgezeit bildeten sich im Norddeutschen Bund und dann im ganzen Deutschen Reich Zweigvereine und Landesverbände. Sie bildeten das weibliche Pendant zu den Krieger-Sanitätskolonnen des Roten Kreuzes.
Aufgabe des Vaterländischen Frauenvereins war in Friedenszeiten die Vorbereitung der Kriegstätigkeit und die Vermeidung sozialer und wirtschaftlicher Probleme bei den hilfsbedürftigen sozialen Schichten. In Kriegszeiten waren sie unterstützend bei der Verwundetenpflege der Soldaten zuständig. Schirmherrin war die Kaiserin bzw. für den jeweiligen Landesverband die Landesfürstin. Angeleitet wurde der Vaterländische Frauenverein durch den Kaiserlichen Commissar und Miliärinspekteur der freiwilligen Krankenpflege. Dem Verein gehörten ausschließlich Frauen aus der bürgerlichen Mittel- und Oberschicht an sowie aus dem Adel.
Über die Mitglieder und den Vorstand des Vaterländischen Frauenvereins in Lemgo wissen wir nur wenig. Lediglich die Mitgliederzahlen tauchen vereinzelt in Zeitungsberichten auf, so sollen sich im Juni 1918 (LP, 25.6.1918) 364 Mitglieder im Verein befunden haben.
Über die Zusammensetzung des Vorstandes sind wir erst durch das Protokollbuch des Vereins seit dem November 1915 informiert. Bis in den Mai 1918 war die Vorsitzende Frau Hanna Schurig, Ehefrau des Lemgoer Gymnasialdirektors Hermann Schurig, der das spätere Engelbert-Kaempfer-Gymnasium von 1911 bis 1927 leitete. Im Vereinsvorstand wirkten außerdem Fräulein Theopold, Frau Prof. Winter, Frau Geheimrat Overbeck und Frau Prof. Schulz mit. Als Schatzmeister wirkte Kommerzienrat Potthoff, der eine über Jahrzehnte währende Kontinuität im Verein darstellte. Die Vorstandsdamen waren demnach fast alle Ehefrauen Lemgoer Gymnasiallehrer.
Im Februar 1918 machte der Vorstand den Vorschlag, die nächsten Vorstandswahlen erst im neuen Jahr durchzuführen. Dem Vorschlag wurde in der Generalversammlung einstimmig gefolgt. Offensichtlich gab es später dann doch Kritik an diesem Entschluss. Auf einer Mitgliederversammlung im April 1918 trat die Vorsitzende Hanna Schurig zurück, Nachfolgerin wurde Frau Geheimrat Overbeck. Stellvertretende Vorsitzende Frau Bertha Theopold. Schatzmeister blieb weiterhin Kommerzienrat Potthof, Schriftführer wurden Pastor Eilers und Oberlehrer Schierholz.
Im März 1918 wurde in Brake ein eigenständiger Zweigverein des Vaterländsichen Frauenvereins eingerichtet, dem bereits bei der Gründung 800 Mitglieder angehörten (LP, 12.3.1918).